Samstag, 16. März 2024

Ein wichtiger Punkt

Dass meine Familie, in Form von Hansi in die Gastro geraten ist, und dafür fühle ich mich massiv mitverantwortlich, ist genau der Punkt, der mich am meisten ärgert.
Weil ich mit meinem Gastro-Schicksal nicht konform gehe, aber ich mich immer daran geklammert habe, Leute im Umfeld zu haben, die mich da rausheben.
Der Umstand, dass mein Vater, den ich vielleicht am meisten respektiere am meisten in der Gastro verhaftet ist von uns allen, scheisst mir da rein. Weil die traditionelle Orientierung in eine falsche Richtung zeigt.

Viele sind alt geworden, so wie wir alle alt werden.. und sie schauen sich an, was die Jüngeren so machen. Und da hab ich meinen Platz in der Gesellschaft eingenommen... als Wirt... sogar als sehr erfolgreicher Wirt... doch als Subjekt dieser Art bin ich nicht zufrieden... ich wehre mich sofort innerlich dagegen.

Ich bin stolz darauf, war wir geschaffen haben... was wir täglich leisten... aber das ist eine rein individuelle Sichtweise eines Mikrokosmos in einer Welt die eine Makro-Sichtweitse erfordert, die ich kann... aber die ich nicht in einer für mich befriedigenden Weise wahrnehme.

Kurz: ich mach alles eh gut, aber ich bin Teil des Problems... auch ich bin einer von denen die „nur überleben müssen“ und die im besten Fall anderen damit eine Freude bereiten.
Das passt schon... aber für mich persönlich ist es viel zu wenig.

Es ist mir zu wenig.

Es ist mir zu mediocre... „durchschnittlich“ ist ein viel zu unwertendes deutsches Wort. „Mediocre“ ist Mittelmaß... etwas, was du besser könntest, aber grad noch so hingebracht hast...

44 Jahre bin ich alt und sollte meine Zeit mit anderen Dingen zubringen. Ich sollte in der individuellen als auch in der sozialen Ebene andere Dinge machen. Ich bin auch nicht untätig, aber es ist trotzdem zu wenig.

Das Konzept der Routine macht mich fertig. Der Ansatz, dass man seinem Kind als gute Basis eine Regelmäßigkeit bieten sollte halte ich im Endeffekt für falsch. Es klingt „razonable“ eine Zeit lang, vor allem, wenn einem nix besseres einfällt... aber a la long ist es unbefriedigend und falsch. Alles wiederholt sich... die Wochenenden in der Puerta sind vorhersehbar... das Trinkverhalten ist nicht nur vorhersehbar sondern klar geplant. Montag und Dienstag ist eine Ruhe... Mittwoch wird gesoffen... Donnerstag samma apres und Freitag Samstag ist sowieso immer dings... und so verbringe ich in Wirklichkeit das letzte Jahrzehnt immer gleich.

Für das Kind ist das vielleicht nicht so falsch... es ist das Bild, dass man eine Basis schafft, wo das wachsende Geschöpf auf eine konstante Regelmäßigkeit setzen darf. Und das ist keineswegs selbstverständlich. In dem Meer von zerrütteten Familien oder übermotivierten Müttern und ignoranten Vätern ist ein konstanter Alltag das scheinbar beste, was du einem Kind, das in dieser krisengeschüttelten Welt (war sie jemals anders, war sie nicht immer schlechter als jetzt) bieten kannst.
Wenn man es empathisch sieht, ist es als Elternteil immer ein Spiel zwischen den eigenen Bedürfnissen und der maximal möglichen Spielwiese, die man der Zukunft, also dem eigenen Kind bietet.
Ich darf Max nicht zu sehr aufs aug drücken, wie ich selber bin. Aber ich darf auch nicht auf mich selbst vergessen.
Ich kann es von außen nicht beurteilen, aber ich glaube, dass ich ein zu prägnanter Vater bin. Ich bin der Held zuhause und ich habe zu oft recht. Ich kann gut argumentieren und ich habe immer für meine Handlungen eine gute Begründung... so gut, dass selbst wenn ich keine Begründung habe, es trotzdem geduldet wird. Das ist nicht gut.

Ich hab zu viele Freiheiten, die offensichtlich so eingeschränkt sind, dass ich die Freiheiten die ich habe, ich auch dezidiert so annehme... also bin ich Autorität. Da gibt es aber argumentativ nicht allzu viel einzuwenden, was aber jeglichen Widerstand schwierig, aber nicht obsolet macht. Denn nur weil ich meine Bedürfnisse begründen kann, heisst das nicht, dass für die Allgemeinheit nicht etwas anderes Konkretes in der Situation besser wäre.
Kurz: ich habe sehr oft, fast immer, recht... aber das führt nicht unbedingt immer zum richtigen Weg.
Ich denke empathisch, aber das bedeutet nicht immer real, dass das zum Wohl der anderen Menschen ist.
Ich habe viel zu wenige Antworten... ich habe ein sehr gutes Gefühl für Menschlichkeit. Allein aufgrund meiner Beschäftigung mit dem Holocaust habe ich ein katharsisch authentisches Verhältnis zur Menschlichkeit. Der Umstand, dass ich mir erst gestern gedacht habe, dass ich in meinem Leben wahrscheinlich nicht nach Auschwitz fahren kann, weil ich es nicht ertragen könnte, befriedigt mein eigenes Bedürfnis nach Menschlichkeit.
Die Fähigkeit, mich in andere (zumindest vermeintlich) hineinversetzen zu können, ist das, was ich an mir selber am meisten schätze, weil ich (durch meine Eltern) gelernt habe, die Argumentation meines Gegenübers anerkennen zu können.

Aber nur noch kurz... letzte Zigarette, letzter Soberano um 2:14 in der Puerta del Sol, allein:
Es ist die Routine, die mich fertig macht... das Vorhersehbare... der direkte Marsch in etwas, was zwar funktioniert, aber offenen Auges in die Krise läuft... vielleicht geht es sich für mich aus, aber nur grad noch. Aber als Lebensansatz ist das zu wenig.

Sonntag ist ruhig und von der Jahreszeit abhängig. Im Winter passiert meist gar nichts, eventuell Brunch im Tunnel. Im Sommer ein Ausflug in den Wald, eine Tour nach Leo oder total verrückt irgendeine andere Aktion, die zu einer vernünftigen Uhrzeit so endet, dass alle geduscht und angegessen am Sofa Richtung Wochenanfang entschlummern (und in meinem Fall verspannt am Sofa pennen).
Montag ist bürokratisch. Viel an Computer, was am Sonntag bewusst nicht wahrgenommen wurde und Planung, wie die Woche aussehen wird. Einkaufen, kochen, checken und abends mit Max gemütlich am Sofa irgendeinen nötigen oder unnötigen Blödsinn am Bildschirm anschauen. Dienstag ist unsichtbar... er ist zwischen Montag und Mittwoch. Eventuell Freiraum, eventuell Großkochaktion oder Ausnutzen, dass man Zeit hat, mal was zu machen, was schon lange nötig war in den alltäglichen Notwendigkeiten, wenn nix Wichtigeres anfällt. Am Mittwoch sind wir eh schon mitten drin... spätestens hier wir gekocht, abends meist getrunken. Donnerstag ist so wie Dienstag... ein Übergang, der manchmal kreativer, manchmal weniger kreativ ausfallen kann. Und dann ist schon wieder Freitag und nachher Samstag... und die sind eh immer gleich. Und dann ist schon wieder Sonntag.

Das gilt es zu durchbrechen. Carpe diem ist zu einem täglichen Motto und gleichzeitig zu einer leeren Phrase verkommen. Ich mache so viele Dinge... aber trotzdem habe ich das Gefühl, das profunde Gefühl, nicht immer, aber zu oft, meine Lebenszeit zur verschwenden.
In diesem Sinne für heute Prost und... mach was draus!

Donnerstag, 9. Januar 2020

Neunter Jänner

Knapp vor den 40... und eigentlich vorher völlig unterbewusst wahrscheinlich... aber die Erkenntnis:
Ich muss jetzt ernst machen.
Egal was es ist,
Nicht bald einmal, sondern sehr nah muss ich ernst machen...
Gar nicht, weil es die letzte Chance ist... einfach nur, weil jetzt der beste Moment für einen Absprung wäre.... bzw. es gut sein könnte, dass ich irgendwann einmal an diesen Moment denke und mich erinnere, dass ich da noch bestens dabei war.... in allem... dass da noch alle Wege praktisch offen waren... klar, nicht alle... Ronaldo werde ich keiner mehr, aber... zumindest ist es trotz allem phantasievollen Verbiegens und Zwingens noch möglich, mir vorzustellen, dass ich irgendwann sehr gut Gitarre spielen könnte.... however... und in welche Richtung das auch immer tendiert. Ich muss es jetzt bald angehen.
Mein Geburtstag in 2 Monaten ist zwar kein Datum, dass mir in der Zukunft liegend gerade jetzt in irgendeiner Form einen Seufzer vor Freude oder Wehmut hervorlockt, aber ich weiss, dass er in der Vergangenheit dann doch eine Markierung hinterlässt. ... Deswegen Mexico wahrscheinlich... sonst gibt es dafür sicher wenig naheliegenden Grund.
Jetzt muss ich ernst machen, egal womit... wenn ich etwas mit Anlauf angehen will, dann ist jetzt der letzte Moment um Luft zu holen.

Samstag, 5. Oktober 2019

Sommer 2019 - für die Ewigkeit

Ich hatte einen großartigen Sommer, auch wenn ich jetzt erschreckend nüchtern bin.

Er war ein durchgehendes Gleichgewicht, das Produkt langer Hoffnung, das Produkt von viel Arbeit und Sturheit. Er war ein Gleichgewicht aus Glück und Bemühung. Ein wunderschöner Zufall, wo man persönlich etwas sehr seltenes spüren kann, was nicht viele zu spüren bekommen, nämlich Gerechtigkeit.

Ich hab in den letzten 2 Jahren wirklich viel viel reingebuttert und zwischen dem Sterben der Großeltern, Regina, den Problemen meiner Mutter und mit meiner Mutter, kleinen mittleren und großen Differenzen in meiner Beziehung, Puerta-Herausforderungen, die unnachgibig und gnadenlos waren, der Verlorenen Nachbarschaft, die ein Megaprojekt war und von niemandem (in meinem Alltag) wertgeschätzt wurde, zumindest nicht in der gebührenden Form - Stimmt nicht, Hansi, Jutta und Teisy haben es gesehen und bemerkt.
In den Sommern der Entspannung dann die gescheiterte Kroatien-Tour, die kleineren aber präsenten Autoprobleme in Korsika, die zwar nicht schrecklich waren, aber der kompletten Entspannung im Weg standen. Das Werkstattprojekt mit Guido und die damit verbundenen finanziellen Herausforderungen… Ahmad und die Kühltische… der Prozess am Verwaltungsgericht…. die Gedenkstele… der neue Schanigarten… die permanente Unverlässlichkeit von Mario, Felix, Guido und Miljana… der Nazi-Christian und die Techniker-Nathalie und die spontane Verpflichtung von Victoria und Dana… Leandro… die neue Herausforderung des Catering, Ruben, Dora….
Das alles und noch viel mehr hat zu einer (für mich) beispiellosen Erschöpfung geführt, die im Juni dann ihren Höhepunkt hatte. Auch wenn mein “Mach-Weiter”-Motto immer noch wirksam war, immer öfter musste ich anderen Menschen zugestehen, dass ich mich übernommen hatte.

Am Anfang dieses Sommers, d.h. Ende Juni, stand diese Erkenntnis, dass ich mich übernommen hatte… dass es sich diesmal nicht “eh irgendwie ausgeht”, sondern, dass die Nerven, die Kraft, die Kreativität und die Lust dem Ende zugehen und das maschinelle “Mach Weiter” alleine überbleibt… Nimm Kalorien zu Dir, verbrenne sie. Nimm Kalorien zu Dir, verbrenne sie. Wo Du kannst, hol dir ein bisschen Entspannung, dann fällt das andere leichter… Wandern, wenig… Kiffen, viel. Es hat schon gepasst… aber ein Ende war in Sicht.

Und dieses Ende ist mit der Abfahrt aus Wien gekommen. Es ist schwer zu beschreiben, es war nicht die pure Harmonie, es hat nicht alles geklappt… es war einfach ein perfektes Gleichgewicht. Probleme traten auf und sie wurden dann über mittel oder lang gelöst. Konflikte traten auf, sie haben geschmerzt, sie wurden gelöst.
Ich hatte auf menschliche, sexuelle und philosophische Art einen großartigen Sommer mit Caro. Sie war/ist wunderschön und sie war wiedereinmal eine nahezu perfekte Reisekollegin. “Nahezu” schreibe ich nicht, um etwas zu relativieren sondern um ein weiteres Mal das “Ying-Yang” Gleichgewicht zu betonen. Der Sommer war nicht das Paradies, sondern ein extrem süßes, schönes und Kraft- und Hoffnung-gebendes Abbild des Lebens. Es war das Gegenteil davon, dass man oft denkt, “Das kanns aber jetzt nicht sein”, wenn ein neuer Stein im Weg liegt und man dachte, dass man eh schon genug im Rucksack hatte.
Das Verhältnis mit meiner Mutter war/ist auch keineswegs gelöst oder ähnlicher, es ist nur klarer geworden. Ich bin Abgeklärter und bin mir meiner eigenen gesamten Position bewusst geworden. Dasselbe, nur in ganz anderer Ausformung, sage ich über mein Verhältnis zu meinem Vater. Beide sind von gegenseitigem Respekt geprägt… allerdings in einer Form, wo ich Schrulligkeiten, die meiner Ansicht nach eine Grenze überschreiten nicht dulde oder runterschlucke, sondern klar ausdrücke… und wenn das zu heftig ist, mich auch entschuldigen kann.

Zurück zum Sommer… Anfang in Grünau, weiter nach Saint Remy, Marseillan Plage, Barcelona, Gandia, Almeria, Marseillan Plage, Saint Remy, Wien…. mehr kann ich gar nicht sagen, mehr erzählen die Fotos.
Es gab eine große Menge an Hitze und Entspannung. Es gab eine große Menge an Reencuentros, mit den Urferers, Dani in Barcelona, Manfred und Celia in Gandia, Maica, Olivia, Bea, Galo, Jose Antonio, den Kindern etc. in Almeria und viel, viel Spontanität, die sich v.a. darauf konzentriert hat, Pläne abzusagen um weiter das zu tun, was man gerade gerne tat.
Caro und ich haben dasselbe Buch von Diana Wang gelesen über Kommunikation in der Beziehung und auch das hat sicherlich zu einer großen Annäherung beigetragen… von meiner Warte auch sage ich natürlich, dass Caro sich angenähert hat, hihi. Aber das ist vielleicht zu arrogant.

Es gab Reencuentros mit Grünau, der Schweiz, Pegomas, dem Markt in Saint Remy, dem Restaurant am Camping in Marseillan Plage, Barcelona, dem Plaza Mataniños, Tabernas und den vielen, vielen vielen Kilometern in meinem geliebten Bus durch die staubige Hitze Spaniens.

Es war heiss… es war sehr heiss… dem Auto war heiss, uns war heiss. Und einer der Gründe, warum die Entspannung möglich war ist, weil ich beim Bus auch viel mehr Kontrolle habe… weil die Arbeit, die ich die letzten Jahre konstant reingesteckt habe sich nun letztendlich in Selbstsicherheit gegenüber der Maschine entwickelt haben. Ein wunderschöner Moment, wenn Du ein Auto, das Dir so viel bedeutet, wo Du permenent betteln muss, dass es am Leben erhalten wird, dann bis zu einem gewissen Grad einfach selbst verstanden und unter Kontrolle hast. Nicht dass es dadurch besser funktionieren würde, aber ich harmoniere einfach besser und kann viel besser reagieren. Ich kenne es einfach profunder.

Mir wurde am Anfang des Urlaubs wiedereinmal Zeit weggenommen… und wiedereinmal sah es so aus, als ob der Urlaub einfach kürzer wird und geographisch näher… aber ich hab mir die Zeit genommen und die gestohlene Zeit einfach hinten angehängt… und es hat geklappt. Es hat geklappt, das ist der Punkt, der so glücklich und vor allem auch dankbar macht.

Ich bin mir nämlich vollkommen im Klaren darüber, wie dankbar ich bin gegenüber dem Leben… gegenüber dem Erlebten in den letzten Monaten. Ich glaube nicht an göttlche Fügung und Karma ist eine empirische deduktive Analyse, mehr als eine Prognose. Ich glaube an den Zufall, der eben auch zufällig geordnet auftreten kann… und diesmal sind diese tausenden Ebenen einfach auf sehr angenehme und ausgewogene Weise zusammengetroffen.

Als ich zurückgekommen bin, wollte ich nicht, dass dieser Urlaub vorbei ist, ich wollte wieder weg… ich habe nach den großen Zweifeln der letzten Jahre, wo ich dem Bus “eine letzte Chance” gegeben habe, nochmal mit ihm wegfahren, weil wir diese letzte Chance so bravourös gemeistert haben.
Außerdem habe ich in der gesamten Zeit viel an meine Großeltern und meine Kindheit gedacht, jedes Mal, wenn ich Max angeschaut habe. Ich wollte einfach nicht, dass der Sommer für Max nach der Reise vorbei war… und das, was ich hatte, die 3 Wochen in Leo, wo wir mit Omi und Opa fast täglich in irgendein anderes Freibad und Heurigen gefahren sind, war in der Form aussichtslos… weil Carmen einfach nicht so ist, weil Hansi unter dem Tunnel begraben ist und weil meine Eltern einfach nicht zusammen sind.
Dass ich dann mit Max 5 Tage in Grünau war, er eine mehr als großartige Zeit hatte und ich noch dazu eine spektakuläre Bergtour auf die Pürringer Hütte mit Jutta, Theisy, Alexandra, Sebi und Maya machen konnte, von der alle gemeinsam nachher schwer begeistern waren… dass ich im eiskalten Bach baden konnte, dass ich nach dem Knackergrillen am Lagerfeuer im Mondlicht mit dem Fahhrad mit Max gemeinsam zum Bus gefahren bin, um uns dort vor der Frische der Nacht im Schlafsack im Bus einzuigeln war einfach paradiesisch schön. Es war zum Tränen bekommen schön und gut. Es war positiv, es war echt und es war…. einfach wie es sein soll.

Aber nicht zu weit fortgeflogen… die Puerta-Bestie braucht auch Aufmerksamkeit… und die momentanen Umstände haben ein Handeln dringend notwendig gemacht, doch von Anfang an hatte ich die Zuversicht, dass ich das schnell unter Kontrolle bekomme… und ich habe es schnell unter Kontrolle bekommen.

Ich koche wieder gerne. Und ich koche souverän… und das freut mich.
Ich habe 100 Ideen auf den verschiedensten Ebene und viel Lust und Tatendrang, diese zu verwirklichen…. ich habe sofort mit dem Hochbett von Max angefangen, mit dem Regal im Wohnzimmer… fad wurde es nie. Das Morgenstern Sommerfest, dieses witzige Chaos drohte auch wieder und hat auch sehr erfolgreich stattgefunden…

Doch als es kurz drohte, wieder zu viel zu werden, hat mir das Schicksal, die Fügung, der Zufall das Fasten geschickt. Ich habe mich an irgendeinem Halb-Kater-Tag angemeldet, es war kein Platz frei. Und 3 Tage vor dem Termin, als ich gerade die Leichen des Sommerfests geordnet, gewaschen und verstaut habe, kam der Anruf, dass ich fahren könnte. Kurz Höhenangst und angemessener Zweifel, doch im Hinterkopf schon die klare Entscheidung dafür.
So sitze ich nun hier, am 4.Tag in Lagschlag in einem luxuriösen 4 Sterne Spa Hotel und Faste… ich nehme ein Projekt ernst, das ich seit ewigkeiten täglich mit mir Herumschleppe, nämlich abzuhemen und das Bierbäuchlein zu reduzieren… mehr Bewusstsein meinem Körper gegenüber zu bekommen und ihn (auf jeden Teil bezogen) aktiver zu verwenden. Und dafür bin ich diesmal fas tausschließlich Caro sehr, sehr, sehr danbkbar. Ohne ihre Flexibilität wäre das nicht möglich.

Ich hatte viel Angst, dass dieser Sommer in der Vergänglichkeit verschwindet, dass die alltäglichen Notwenigkeiten die emotionale Erinnerung langsam auslöschen und ich wusste, dass ich das mit allen Mitteln verhindern möchte.
Denn in meinem Bewusstsein dominiert eben die Dankbarkeit dafür, was in den letzten Monaten geschehen ist und wenn ich das vergesse, dass schwindet wirklich langsam die Hoffnung auf ein bewusstes Leben.
Es hat in der Vergangenheit Jahre gegeben, die einfach so verschwunden sind. In meiner Erinnerung kann ich 2014 von 2015 von 2016 kaum unterscheiden… wenn ich mich genauer aktiv erinnere, dann schon…

Aber genau das ist es, was ich meine… ich will und muss Erinnerungen wieder aktiver archivieren. Ich habe lange aufgehört, zu schreiben, diese aktive Kanalisation der Erinnerung und Meditation. Ich habe auch weitgehend aufgehört, mit anderen Menschen profund zu sprechen, außer mit Caro…
Und ich weiss ganz genau, damit mein Leben nicht an mir vorbeiflutscht, etwas was ich mir selbst nie verzeihen könnte, muss ich mich erinnern. Ich darf mich nicht unterkriegen lassen von den Imperativen der Alltäglichkeit, die die Tage ununterschieden wirken lassen.

Und genau deswegen sind diese 10 Tage in Langschlag/Klosterberg ein krönender Abschluss des Sommers. Denn wenn ich es so nicht schaffe, innezuhalten, zu Meditieren und bewusst zu sein, dann bin ich sowieso verloren.
Ich weiss nicht, ob ich in Wien dieses Sommerresümee geschrieben hätte. Auf meiner To-do-Liste war es… wahrscheinlich hätte ich es hinausgeschoben. Ob ich es dann geschrieben hätte, ist eine unwichtige Spekulation.

Der Punkt ist, hier bin ich, hier schreibe ich es… und ich habe unglaublich Hunger, und meinem Kreislauf geht es nicht besondert… und ich bin glücklich.

Es passt.

Wirklich, grad passts.

Leicht Jung Frisch

Montag, 9. November 2015

Gedenken an den Pogrom vor 77 Jahren

Die zionistischen Geldjuden waren es, die Rothschilds und Wertheims und so. Die sind an der Krise schuld. Und die Massen an armen jüdischem Lumpenproletariat auch. Sie sind Schmarotzer und Großkapitalisten. Sie ziehen uns hart arbeitenden Menschen das hart ersparte Geld aus der Tasche. Sie kennen sich untereinander und bestimmen in geheimen Abmachungen das Geschick der Welt. Gleichzeitig kommen sie als arme Masse zu tausenden in unser Land und weigern sich, sich anzupassen. Noch viel schlimmer: Manche passen sich an, so erkennt man sie überhaupt nicht mehr. Die lassen sich sogar taufen.
Doch das Jüdische am Juden ist so ewig wie das Extremistische am Islam.
Sie sind die Chefs der Banken. Sie sitzen in den höchsten Gremien der Gewerkschaften, bestimmen die Ideologie auf den Unversitäten, kontrollieren die Medien und verschandeln unsere Kultur. Sie sind die Führer der Bolschewikenpest, die die bürgerlichen Werte der Freiheit von 1848 beflecken. Sie zetteln Kriege an und tragen sie auf unserem Rücken aus. Sie sind unsere Hausmeister, Schneider, Schuster und Anwälte. Egal welchen Platz sie als Nachbarn oder politische Gegner einnehmen, der Jude kann nicht anders als Jude zu sein. Es ist sein Schicksal.
Sie tarnen sich so gut, dass sie seit Jahrhunderten schon mitten unter uns sind und wir nicht merken, dass wir die Kontrolle schon lange verloren haben.
Trotzdem erkennt sie das geschulte Auge. Sie sind einfach nicht wie wir, so sehr sie sich auch tarnen. Wenn sie mit ihren Hüten und Perrücken dem ganzen Aufzug in unseren Gassen und Häusern lungern. Allein schon ihr Erscheinungsbild ist ein Schlag ins Gesicht für unsere abendländischen Werte. Frauen werden misachtet, haben nicht dieselben Rechte und die Kindern werden in dogmatische Schemata gezwängt.
So lange haben wir unseren Kopf hingehalten. So lange haben wir für unsere Freiheit und unsere Kultur gekämpft. Wir dürfen uns das Ruder für unsere christlichen abendländischen Werte nicht aus der Hand nehmen lassen. Wir müssen uns wehen, sonst werden wir von diesem auswählten Volk überrannt und versklavt.
Mündiger Bürger, stehe auf und sei gewarnt vor dem Juden.
Alles ist Teil eines ausgefeilten Plans, die Festung Europa zu schwächen. Sie bedeienen sich der Russen und Amerikaner, sie benutzen die Vereinten Nationen als Geisel zur Durchsetzung ihres durchtriebenen Spiels. Unsere Regierenden sind zu blind, zu korrupt um das Komplott seit Beginn der Zeit zu erkennen. Nicht umsonst stehen sie in der Menscheitsgeschichte als diejenigen da, die unseren Retter und Messias auf dem Gewissen haben.
Bürger wehrt Euch. Unsere Regierung ist zu schwach. Zeigen wir ihnen dass das Land in unserer Hand ist. Zeigen wir ihnen, wer der Herr im Hause ist. Auf dass unsere Frauen keine Angst haben brauchen, wenn sie sich in ihrem eigenen Land bewegen. Jetzt geht es um unsere Kinder und ihr Recht auf Weihnachten und den Nikolaus. Minarette, Koran und Kebap-Stände haben ihren Platz auf der Welt, aber bitte nicht bei uns. Was jetzt passiert, haben sie sich selbst zuzuschreiben.
Holen wir uns das gestohlene zurück und sorgen wir dafür, dass sie sehen, was passiert, wenn man sich bei uns nicht benimmt.

So oder so ähnlich dürfte es sich heute vor 77 Jahren in den Köpfen mancher echter Österreicher abgespielt haben, bevor sie Synagogen, Geschäfte und Wohnungen angezündet, geplündert und verschandelt haben. Im Namen unserer abendländischen Werte wurde ein Teil unserer Gesellschaft unter einem Begriff klassifiziert, dann im Namen der Sicherheit erkennbar gemacht, im Namen der Vereinfachung der Verwaltung gesammelt und abgsondert und dann im Endeffekt folgerichtig und logisch auch ausgemerzt.

Rechtes Gedankengut ist keine Meinung, sondern eine Pest!

Donnerstag, 5. März 2015

Fuenfunddreissig

Fuenfter Maerz 2015, es war schon der dritte Geburtstag, den ich in San Cristobal de las Casas verbracht habe, definitiv einer der besten.

Wo auch immer das Phänomen herkommt, ob es Placebo, energetisch, esoterisch, Erfahrungsgemäß oder sonst etwas ist, dieses Land, und speziell diese Stadt und speziell Zeit, die ich mit Mari verbringe löst bei mir automatisch profunde Entspannung aus, und alles, was dadurch im Pack mitkommt. Kreativität, Hoffnung, Energie, Träume, Lust, und noch viel mehr.

All das, was sich in Wien aufstaut, was verdeckt ist, versteckt hinter all den Notwendigkeiten und Pflichten, die die Verantwortung und Umsichtigkeit gebieten, mit sich bringen... all das löst sich langsam, wie ein verstopftes Rohr, das sich langsam öffnet. Kein Befreiungsschlag, gar nicht. Nicht ein lange erwarteter Aufschrei, der einen aus einem unterdrückenden Rausch erlöst, sondern eine langsame von Zuversicht geprägte Entspannung und ein Lächeln im Gesicht mit nur einem Gefühl: genau das ist es, was ich wollte.

Und genau das gilt auch fuer meinen Geburtstag gestern. Er begann vorgestern, nach Maris Volleyballmatch, als wir alle in Chuchis posada gingen und um 18 Uhr ein zutiefst lustiges und gemütliches Besäufnis begonnen hat, das fuer manche (ich z.B.) um eins aus war und fuer wenige andere (Yman, Beto, eh kloa) bis 8 in der Früh gedauert hat.
Ein Teufelsgebräu aus Veracruz dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, hat den Anfang gemacht. Fermentierte Walnüsse in Rum und Oberscreme.... pfffffff..... dann zur Verdauung etwas Mezcal und Tequila und quasi gegen den dann doch auftretenden Durst auch Bier und Porros... Doch in Wirklichkeit sind die Rauschsubstanzen hier recht nebensächlich, da das, was ich unterstreichen will, die Leute sind. Einerseits sicherlich jeder einzelne, jede einzelne, bei dem oder der ich mich als Fremder sofort komplett aufgenommen gefühlt habe. Eine nicht kompromisslose, aber unheimlich grosse Gastfreundschaft und Interesse. Es wurde tatsächlich mein Geburtstag gefeiert. Es gab den ganzen Abend lang keinen einzigen Moment, an dem ich mir gedacht hätte, oag, was mach ich eigentlich da?

Die Freundschaft, das Verhältnis, das ich zu Mari habe ist wahrscheinlich das entspannteste Verhältnis, das ich überhaupt habe. Wahrscheinlich auch, weil wir uns eben nur punktuell sehen. Es gibt keinerlei Misstrauen, keinerlei Erwartungen, keinerlei Fragen, Unsicherheiten, sondern es ist als wäre alles Besprochen und könnte jederzeit wieder besprochen werden, was aber insofern nicht notwendig ist, weil man sich eh fast einig wäre. Es gibt die Gewissheit über grosse Unterschiede und Differenzen. Es gibt die Gewissheit über das fehlen grosser romantischer Versprechungen, da alle wissen, dass wir sie zwar einhalten könnten (z.B. Regelmäßiger Kontakt), aber klar ist, dass wir uns dafür ein bissi anstrengen müssten und das insofern fuer die Art unseres Verhältnisses ganz widersprüchlich wäre. Wozu auch? Mari geht mir natürlich oft ab, aber das sehe ich als etwas schönes. Wenn wir uns wiedersehen ist es tatsächlich so, komplett unhinterfragt, dass es dort im Gespräch weitergeht, wo wir Jahre zuvor aufgehoert haben. Jeder von uns hat sein Leben, das unterschiedlicher und aehnlcher nicht sein könnte. Und seit 12 Jahren kreuzen sich die Wege an ganz wesentlichen Punkten, sodass wir beide, denke ich uns der Wichtigkeit bewusst sind. Niemand von uns beiden will das aber festhalten, angreifen, sodass dieses Verhältnis weiterhin undefiniert sich formen und auflösen und verändern und färben und trocknen kann.
Well, und genau die Mari hat mir auf genau die Art gestern einen Wunderschönen unvergesslichen Geburtstag beschert. Ihr selbst geht es sehr gut, da sie Geld hat, ihr Lokal ein wesentlicher Treffpunkt in San Cristobal wurde, sie verliebt einen sehr coolen Freund hat und dadurch Naturgemäß sehr freigiebig lebt. Geld und Zeit spielen keine Rolle.
Um 11 Uhr sind wir schlimm verkatert aufgestanden und ich bin draufgekommen, dass es dann doch die halbe Flasche Mezcal war, die ich getrunken hatte.
Mari wollte mir ein Frühstück machen. Typisch fuer unser Verhältnis bin ich dieses Frühstück einkaufen gegangen hihi, nein, ich wollte auch (gegen das Kopfweh) eine Runde gehen.
Der Tag war ein sonniger, wunderschöner, Temperaturmäßig perfekter, fauler, langsamer, zelebrierter Katertag, der sogar darin mündete, dass ich meinen alten Anhänger mit dem Opal und dem Krokoknochen zu einem Artesano brachte und er mir mit dem eigens mitgebrachten Silberdraht einen neuen Anhänger machte, den ich jetzt um den hals trage.
Wie ich jetzt nach Livingston komme, ist noch nicht ganz klar, aber Gemäß der onda des Tages gestern wurde meine Abreise auf morgen verschoben. Vielleicht fahr ich mit Beto und Mondi im Auto. Das hat sich gestern Abend ergeben, als wir gemeinsam im Cocoliche gesoffen haben und unzählige weitere Male auf meinen Geburtstag angestossen wurde. Das wäre natürlich die beste Option überhaupt. Mit dem Jeep durch Guatemala.... cool... schaumamal

Mari und Maru machen neben mir grad ihre Yogastunde... ich sitze in Maris Bett und schreibe, obwohl es momentan gar nicht so glatt aus den Fingern fliesst. Kann aber auch mit dem vertagten Kater zu tun haben.
Fazit ist, dass es einfach gut ist, einfach wirklich gut. Gut fuer das Wohlbefinden, gut fuer mich selber. Es gefällt mir und ich gefalle mir hier. Es löst innerliches profundes Jubeln in mir aus, dass Mexico dieses Gefühl tatsächlich ein weiteres Mal in mir auslöst, wie es es immer schon seit dem ersten Mal getan hat. Es zeigt mir, dass dieses Kapitel noch lange nicht abgeschlossen ist, auch wenn es mir die Äußeren Umstände so oft anzeigen und eintrichtren wollen.
Das ist nicht das letzte Mal, dass ich da bin. Hier gibt es noch viel zu tun fuer mich. Und fuer Mexico gibt es noch viel zu tun in mir.
Leicht jung frisch. Wirklich!

Samstag, 25. Januar 2014

Wiener "Akademiker"Ball 2014

Kurze Stellungnahme zum heutigen Ereignis in der Hauptstadt der Alpeninsel.
Das, was heute in der Wiener Innenstadt passiert ist, sowie der gesamte Diskurs (d.h. Stellungnahmen, Verordnungen, offene Briefe, Rufe, Aktionen, Taktiken, Machtverhältnisse, Sprachspiele, etc) rundherum ist leider wieder einmal ein schlimmes Armutszeichen der politischen Kultur in diesem Land.
Um es kurz zusammenzufassen, so “objektiv” wie möglich: In einem der geschichtsträchtigsten Gebäude der jüngeren österreichischen Geschichte erlaubt die private Gesellschaft, die dieses Gebäude vermietet, dass der mittlerweile von einer rechtsnationalen Partei veranstaltete Tanz stattfindet, bei dem sich Menschen vernetzen, die ihr politisches Kapital aus Hetze, Demagogie und Populismus schöpfen und sobald sie in Regierungssituationen kommen, Schaden anrichten, der Prozesse über Jahrzehnte nach sich zieht. Unter den Gästen befindet sich eine Mehrheit, die sich zum deutschen Kulturtum bekennt sowie ein großer Teil, dessen Gesinnung sich nach dem Verbotsgesetz jenseits der Legalität befindet. Auf die fragwürdigen Praxen des Säbelkampfes möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen.
Zurück zum Thema. Wieder findet dieser Ball eben trotz massiver Proteste (diesmal sogar von Nationalratspräsidentin, Kulturstadtrat etc.) in der Hofburg statt.
Diesmal unter noch höherem Polizeischutz, diesmal sogar unter Einschränkung der Pressefreiheit.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Um den Wickel zu vermeiden, wagt sich die Polizei sogar mittlerweile schon so weit heraus, dass sie es sich mit den Journalisten anlegt.
Vermummen (Schal tragen) wird verboten, spontan entwickelt sich eine Facebook-Kampagne.
Die friedliche Demo wird verboten, der erste Bezirk zur Sperrzone erklärt. Tausende Polizisten, unendlich viele dröhnende Polizeiautos und überstrapazierte Polizisten, die aufs Schlimmste gefasst sind.
Damit die Burschenschafter in der Hofburg tanzen dürfen, weil es ihr "demokratisches Recht" ist.
Auf der anderen Seite einige Demonstrationszüge, voll von halbalternativen Akademikern, Studenten, Grünwählern, Falter- und Standardlesern, Kommunisten, Anarchisten, Sozialisten, Hippies etc… und der “schwarze Block”… der gefürchtete schwarze Block.
Die Polizei hatte im Vorfeld alles verboten. Die zivilgesellschaftlichen Organisationen, die auf legale Weise friedliche Proteste angemeldet haben wurden aufs lächerlichste eingeschränkt.
Warum? Damit die Burschenschafter, äh Akademiker, tanzen können, ungestört.
Und außerdem ist es in den vergangenen Jahren zu Zwischenfällen gekommen: vereinzelt wurden Ballbesucher bespuckt und mit Farbbeuteln geworden. Irgendwer soll sogar verletzt worden sein.
Warum? Damit die Burschenschafter in der Hofburg tanzen können.
Nun kam es zu massiven Zwischenfällen, großen Sachschäden, der schwarze Block war entfesselt. Demonstranten wurden verletzt, sogar Journalisten hat es erwischt… In der Hofburg wird getanzt.
Ich stand beim Burgtheater, dann mitten am Ring. Rechts und links von mir fuhren oft Polizeiautos mit unverantwortlicher Geschwindigkeit vorbei, auf Menschengruppen zu. Es war, und ich meine jetzt den ausschließlich friedlichen Teil der Demo eine permanente Bedrohung von der Polizei. Auf einmal haben die dann unmotiviert begonnen, Pfefferspray einzusetzen. Die Stimmung wurde aufgeheizter. Natürlich gibt es Menschen, die sich nicht gerne herumschieben lassen, die dann auch auf den Bullen losgehen… nicht um das zu verteidigen, aber das ist wohl das natürlichste der Welt. Zu diesem Zweck wurden Deeskalationsstrategien erfunden, die heute erfolgreich von der Wiener Polizei ignoriert worden sind.
Heute war das Motto “A Rua is!”
Auf der anderen Seite war das nicht überraschende Motto: “Jetzt erst recht”, wie man es sich ja auch von einem aufgeklärten demokratischen Bürger mit politischer Moral erwartet.
Und warum? Damit sie in der Hofburg tanzen können.
Vollkommen sinnlos die ganze Aktion von allen Seiten. Der einzige Sinn, den es gehabt haben könnte ist, dass vielleicht weniger Gäste kommen, dass vielleicht weniger Taxis in die Zone fahren…
Wie auch immer, in der Hofburg wird getanzt, zum Wohle der deutschen Nation und Kultur.
Und jetzt der frustrierende Punkt an der Sache. Nicht nur, dass sich die Polizei blamiert, weil sie die Burschenschafter schützt und als Opfer sogar Straßenkämpfe mit irgendwelchen Wahnsinnigen in auf nimmt. Nicht nur, dass die österreichische Protestbewegung unfähig dazu ist, einen funktionierenden Protestmarsch zu organisieren, der nicht aus den Fugen gerät (was letztes Jahr gut funktioniert hat - man muss auch zur Verteidigung der Organisatoren sagen, dass die Polizei kaum Möglichkeiten offengelassen hat). Nicht nur, dass dieses Theater nur deswegen stattfindet, weil Rechtsradikale in der Hofburg tanzen und die Politik quasi meint: “Wir sind eh dagegen, aber die Hofburg wird von einer privaten Agentur verwaltet und da können wir uns nicht einmischen.” (hier der antikapitalistische Aspekt)
Die Kirsche auf diesem Cocktail der Peinlichkeit und Unfähigkeit ist die mediale Berichterstattung rund um das Ereignis, gewürzt mit den darunterstehenden Online-Foren bzw. den jeweiligen User-Ergüssen.
Bunte Fotos von schlagenden vermummten Menschen, zerstörte Polizeiautos, Chaos, Verwüstung und Anarchie wird da vermittelt. Die Innenstadt war in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand, will man glauben. Die linken Chaoten wurden entbändigt und bedrohen unsere Demokratie.
Alle, die an sich gegen die Burschenschafter sind, bzw. dagegen, dass sie in der Hofburg tanzen, baden sich in Tiraden gegen die Blödheit und Gefahr des Schwatzen Blocks… alle haben auf einmal Angst um ihr Leben.
Rechter Terror und linker Terror werden auf einmal gleichgesetzt, als wäre es das selbstverständlichste der Welt.
Die Wähler laufen der FPÖ angeblich zu… warum? Weil die linken Radaubrüder umgehen…
Niemand berichtet von den Verletzten unter den friedlichen Demonstranten. Kaum jemand berichtet über die mehr als ungeschickte Verhaltensweise der Polizei…
Und dabei wäre es so einfach… es wäre alles so einfach zu verstehen und zu klären:
Holocaustüberlebende und Intellektuelle warnen seit Jahren in offenen Briefen davor, dass man die, die dieses Kapitel österreichischer Vergangenheit ständig schmälern, leugnen oder sogar hochleben lassen an einem derartigen Platz wie der Hofburg tanzen lässt.
Anstatt etwas politisch dagegen zu tun, schiebt man den Ball der Exekutive zu, die jährlich “genervter” von diesen Kids und ihren “Alerta, alerta…”- oder “Wiener Polizisten, schützen die Faschisten”-Sprüchen sind. Die sind sichtlich überfordert, bzw. über die AUF auch blau-braun eingefärbt und wirken auf viele Arten und Weisen, aber sicherlich nicht beruhigend.
Die Protestbewegung sieht, dass man den Ball zwar nicht verhindern kann, doch dass jährlich weniger Besucher kommen.
Und abgesehen davon, dass es eine moralische Pflicht ist, gegen Veranstaltungen rechtsradikaler Vereinigungen zu protestieren ,sieht man, dass man schrittweise Erfolge hat. Also weitermachen…
Und in der Hofburg wird gerade getanzt.
Der Online-Kommentar-Mob hat die fechtenden, saufenden Testosteron-Teutschen ganz vergessen und fallen über die Zerstörungen her, als wären sie der eigentliche Skandal.
In der Diskussion der Halbintellektuellen geht es nur mehr darum, ob man durch solche Proteste nun Strache nicht eigentlich hilft, oder ob die dann aufgrund ihrer mehrheitlichen Friedlichkeit nicht doch sinnvoll sind.
Aber alle, ja alle klopfen sich gegenseitig auf die Schulter wenn man sich einig ist, dass sowas wie der schwarze Block der eigentliche Kern des Übels ist.
NEIN, die Sache ist ganz einfach: Faschisten nicht in der Hofburg tanzen lassen, sondern irgendwo anders (Punks dürfen ihre Konzerte auch nicht in der Staatsoper feiern), dann bleibt auch der schwarze Block zuhause. Ist das wirklich so schwer?
Sind die Zeitungsleser in Wien wirklich so dämlich, dass sie tatsächlich glauben, dass das Problem eine zerschlagene Auslagenscheibe im Ersten Bezirk ist? Sind sie politisch wirklich so ungebildet und dumm, dass sie glauben, dass Sachbeschädigung und lautstarke Proteste gleichzusetzen sind mit brennenden Asylantenheimen? Ausgrenzungspolitik? Briefbomben? Verschandelten Friedhöfen? Xenophobie? Homophonie? Antiislamismus bis Antisemitismus? Zelebrierter Alkoholismus und Selbstverstümmelung? Das soll wirklich das gleiche sein?
Nein, stop: sollen sie Burschis doch saufen und sich selbst verstümmeln, mir egal… und Homophonie, Antisemitismus etc. gibt es in der Linken auch teilweise…
Aber könnte die politische Klasse in Österreich endlich begreifen, dass im Sinne des (spieß)bürgerlichen Friedens, den wie alle genießen, die Hofburg kein Ort für diesen Ball ist?

Donnerstag, 21. November 2013

Ein sich wiederholender Traum

Und als ich heute hinter der Bar stand, nach diesem Konzert der neuen kubanischen Trova, das der große Ismar mit seinem Bruder Edel gegeben haben und die verbliebenen Gäste, vom Abend emotional berührt laut an den einzelnen Tischen verteilt, sich kennend oder auch nicht, miteinander geredet haben, hab ich mich wieder auf einmal so allein gefühlt und spürte einen seltsamen Schmerz, mehr einen Krampf, ganz leise, weil ganz profund... da habe ich mich an meinen Traum von gestern Nacht erinnert.

In dem Traum war es Sommer, Wiener Sommer. Und in meinem ganz normalen Wiener Sommeralltag, was auch immer das heißen soll, bzw. dem Gefühl, das einem im Gaumen bleibt, wenn man an Sommeralltage zurückdenkt, habe ich aus irgendeinem Grund in irgendeiner Situation ein Moped, ein kleines Motorrad geschenkt bekommen, geerbt, was auch immer,

ich hatte jedenfalls auf einmal ein Motorrad.
Es war ein altes klappriges Motorrad.
Eines von diesen, das man ganz genau kennt, weil man es ständig reparieren muss.
Klein, klapprig und alt.

Meine innere Sommerfreude über dieses Geschenk des Himmels war so groß, dass ich mich im Traum nicht erinnern kann, ob es dadurch irgendwelche offenen Konflikte mit meinen Eltern gab oder nicht. Fakt ist, ich hatte das kleine, alte, klapprige Motorrad.

Und mit dem Motorrad bin ich gefahren.
Egal wohin,

ich habe keine Erinnerung mehr daran, wohin ich gefahren bin,
aber ich spürte warme Sommerluft in meinem Gesicht,
gemischt mit dem Stolz, ein derartiges Motorrad zu besitzen
und der nicht unberechtigten Sorge, ob dieses Motorrad denn noch die Strecke oder z.B. Steigung schaffen würde, die ich vor mir hatte.

Und dann war ich irgendwann in Leopoldsdorf und bin durch die kleinbürgerlichen Hackler-Siedlungsstraßen gefahren und musste nicht einmal mehr auf den Verkehr achten.

Ich kam beim Haus meiner Großeltern an und da stand der Bus. Mein Bus, der Bus meiner Eltern.

Also habe ich das Motorrad abgestellt und bin in den Bus gestiegen.
Ich bin gar nicht erst ins Haus meiner Großeltern gegangen,
direkt in den Bus, und zwar nach hinten.

Danach dürfte ich noch die Vorhänge zugezogen haben, oder sonst was gemacht haben, aber jedenfalls bin ich tief eingeschlafen. Tief und gut.

Und genauso unbekümmert, wie ich eingeschlafen bin, bin ich auch wieder aufgewacht.
Augen kurz reiben, Tür auf, kurz realisiert, wo ich bin und dann bin ich, wie ich es schon vielleicht vorher hätte machen sollen, in den Garten meiner Großeltern.
Dort waren dann auch allerhand Leute, Familie, geliebte Menschen... Wahrscheinlich waren Caro, Max, meiner Eltern, Schwester, Großeltern und sicher noch einige andere da, ich erinnere mich nicht.

Und als es dann nach einem von mir nicht beschreibbaren Nachmittag zum Aufbruch kam, ging ich wieder,
im Kurzzeitgedächtnis den Geschmack einer familiären Verabschiedung
und wollte mich mit dem Motorrad auf den Heimweg machen.

Doch da war kein Motorrad.
Der Bus war da, eh klar...
aber da stand kein Motorrad.
Ich hab es doch da sicher hingestellt.
Es war aber nicht da.

Bin ich so verblödet, dass ich mich nicht daran erinnern kann, wo ich mein bescheuertes Motorrad hingestellt habe?
Auch 100 Meter weiter stand keins, und hinter der nächsten Ecke auch nicht. Fuck.
Grad hab ichs geschenkt bekommen und schon ist es weg?
Hab ich das jetzt echt verschissen?
Wurde mir das gestohlen?
Stielt in Leopoldsdorf jemand ein Motorrad? Fuck.

FUCK, habe ich etwa vergessen, den Schlüssel abzuziehen?
Bin ich echt so dämlich und naiv, dass ich den Schlüssel stecken hab lassen?
Habe ich es wirklich provoziert, dass mir jemand mein Motorrad stielt, das vor kurzem noch gar nicht in meinem Leben war?

FUCK! Ich kann doch nicht so blöd sein, dass ich den Schlüssel hab stecken lassen, als ich den Bus schlafen gegangen bin.

Nachschauen in den Hosentaschen.
Während ich in meiner Hose herumkramte, zwischen Münzen, Feuerzeugen ins Leere greifend dachte ich drüber nach, wie der Schlüssel denn aussah,
denn wenn er einen Schlüsselanhänger hat, dann müsste er ja greifbar sein.

Ich konnte mich nicht erinnern.
Aber wenn du dich nicht an den Schlüsselanhänger erinnern kannst,
dann doch zumindest an den Schlüssel...

doch da war keine Erinnerung.
Ich hatte nie einen Schlüssel.... und ich glaube... ich hatte auch nie ein Motorrad...

aber das Gefühl? und... und... wie bin ich überhaupt hierher gekommen? ....
Keine Ahnung, aber eines war sicher, und da war ich fast schon wach...
ich hatte nie den Motorradführerschein, und schon gar kein Motorrad.

Und dann war ich wieder hinter der Bar, jemand bestellte ein Bier und jemand anderer verabschiedete sich...

Mittwoch, 21. März 2012

In Wirklichkeit:

Schon wieder wühlt sich dein Gefühl
in irgendeine Weichheit ein.
So zart umfangen, so vertraut,
das muß doch jetzt die Liebe sein.

Und feuchte Haut und plötzlich Mut.
Und alle Lust will Ewigkeit.
Du bettest dich. So liegt sich´s gut.
Jetzt nur noch Frau sein und bereit.

Doch bleib nicht liegen,
denn sonst gräbt sich etwas fest in deinem Hirn,
was dir irgendwann den Mut zum Atmen nimmt.
Und auf einmal prägt dir einer dieses Zeichen auf die Stirn,
das die Wege, die du gehen willst, bestimmt.

Jetzt ist nur wichtig, daß man spürt,
das Denken hat dir Angst gemacht.
Nun eine Hand, die schmiegt und führt,
und dann den Frieden einer Nacht.

Wozu noch weiter. Kuß und Sand
und etwas Wärme sind genug.
Der Himmel schweigt. Das hat Bestand.
Und alles andre ist Betrug.

Doch bleib nicht liegen,
denn sonst gräbt sich etwas fest in deinem Hirn,
was dir irgendwann den Mut zum Atmen nimmt.
Und auf einmal prägt dir einer dieses Zeichen auf die Stirn,
das die Wege, die du gehen willst, bestimmt.

Wie schön: Die Erde wölbt sich sanft,
und dieses Bett auf dem Asphalt
ist hart, doch liegst du unverkrampft
und ausnahmsweise gut bestallt.

Kein Atem mehr. Schon welkt die Zeit.
Du fängst dir einen Körper ein.
Du läßt dich fall´n. Es ist soweit.
Und: Dieser Tod muß herrlich sein.

Doch bleib nicht liegen,
denn sonst gräbt sich etwas fest in deinem Hirn,
was dir irgendwann den Mut zum Atmen nimmt.
Und auf einmal prägt dir einer dieses Zeichen auf die Stirn,
das die Wege, die du gehen willst, bestimmt.

(Konstantin Wecker)

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