Sonntag, 9. März 2014

Dorfgeschichte II - Was ist nur aus dieser Welt geworden?

Die Uhr schlägt schon eins in der Frühe, als Erna durch Geräusche in der Küche geweckt wird. Ihren Mann findet sie völlig verstört mit einer Flasche Bier vor. "Du siehst aus als ob du auf der Bürgermeisterkongress von einem bevorstehenden Weltuntergang gehört hättest."
Der Bürgermeister macht ein noch gequälteres Gesicht.
"Oh Gott, nein, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Das gibt eine Katastrophe, wenn das durchsickert. Bitte Erna, bitte, ich muss es los werden. Aber versprich mir, kein Mensch darf davon erfahren."
Erna setzt sich erst einmal. Sie kennt ihren Hannes zu genau, so schnell bringt ihn nichts aus der Fassung.
"Erna, du kennst doch die Greifswalderstaße in Stralsund und weißt, was sich da nachts tummelt seit den letzten 10 Jahren. Die Sitzung ist gegen 23,30 Uhr vorbei. Ich mache mich gleich auf den Heimweg. Fahre wegen der 30iger Zone langsam durch diese verruchte Straße. Und, du wirst es nicht glauben wen sehe ich dort?"
"Lass gut sein Hannes, die Kerle hier im Dorf sind alle keine Heiligen. Nun sag schon wer war es? Ach ja ich kann es mir denken, Paul oder Werner. Die schauen doch jedem Rockzipfel hinter her. Stimmt es, sag schon."
"Dat kannst mi glööven, wi heft voor unsre egen Döhr sofehl Dreck"
"Ach Mann rede hochdeutsch, du überschlägst dich gleich wieder."
"Nein Frau aber ich mag es gar nicht aussprechen. Unser Herr Pastor stand an der Straße. Bitte Erna, das gibt ein Unglück. Er stand nicht als Kunde der Straßendirnen da. Wenn es das wenigstens wäre, ich hätte nur gefeichst und es verstanden.Der hat ja nur die alte Trude als Zugehfrau.
Er, der Pastor Lehmann, in kurzem Lederrock und roten Hakenschuhen und, und mit blonder Perücke. Pfui Teufel, du hättest ihn sehen sollen.
Was mach ich bloß, das mir, in meiner Gemeinde. Eine Transe, oder wie man sagt, ein Pastor auf dem Straßenstrich. Was ist nur aus dieser Welt geworden."
"Ach Gott Hannes, komm auf den Schreck kippe ich uns erst mal einen ein."
Beide versuchten nach dem Schnaps zu schlafen. Doch sie wühlten noch lange in ihren Betten ohne zur Ruhe zu kommen.
Erna hatte das Frühstück schon auf dem Tisch als es klingelt. Hermann Gruber der Dorfpolizist stand vor der Tür. Erna empfing ihn mit den Worten:" Gruber ich darf dir nichts sagen, aber ich wecke mal schnell den Hannes. Der hat die Nacht so wenig Schlaf bekommen. Aber das erzählt er dir lieber selbst." Erna verschwand um Hannes Bescheid zu sagen.
Es dauerte nicht lange und Hermann verlässt als Eingeweihter das Bürgermeisterhaus.
Bis zum Abend des gleichen Tages brannte die Gerüchteküche.
Nun am Sonntag ist die Kirche, wie seit 100 Jahren nicht mehr, gefüllt. Der Einzige der sich wundert ist der Pastor. Da er seinen 40. Geburtstag an diesem Tag feiert, glaubt er, die Gemeine will ihm damit seine Hochachtung aussprechen.
In seiner Predigt spricht er von großer Freude, die verlorenen geglaubten Schäfchen hier versammelt zu haben. Er spricht von der Tugend, lobt den Sonntag als Feiertag. Verkündet, ein anonymer Spender hat 50.000,- Euro auf das Kirchenkonto eingezahlt die zur freien Verfügung der Gemeinde stehen. Erst geht ein Raunen durch die Bänke, dann ein Schweigen.
Der Gottesdienst endet und alle Gemeindemitglieder verabschieden sich zurückhaltend.
Wie üblich treffen sich der Gemeinderat und der Pastor "Im Eck" so heißt die Dorfschenke.
Hannes und Hermann sind sich auf dem Weg dorthin einig. "Wir müssen Lehmann darauf ansprechen, unser Dorf kommt in Verruf!
Beide staunen nicht schlecht, am Stammtisch sitzt eine elegante Frau. Sie ist dem Herrn Pastor wie aus dem Gesicht geschnitten.

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