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Freitag, 22. März 2024

Nach dem Infarkt

Nach dem Infarkt

Fischblütig schlugst du
das Festmahl aus,
und ersticktest
das Feuer im Heim.

Meine Worte stießen
auf taube Ohren.
Du weidetest dich
in deiner Ohnmacht,
die dir Mannbarkeit versagte.

Vor deinem
Scheiterhaufen
brenne ich,
warum nur,
will meine Glut
nicht auch verebben.

© Ilona Pagel

Früher war mehr Lametta

Früher war mehr Lametta

Die Queen ist Tod und
Gottschalk wirkt zusehends alt
in seinen bunten Kleidern.
Im Norden hält der Schnee auch keinen Tag
und in Katar freuen sich Fans über Fußball.
Früher war einfach mehr Lametta.

© Ilona Pagel

Sprachtreff am runden Tisch

Sprachtreff am runden Tisch

Am runden Tisch versammeln sich zum Plaudern,
die Leila, Ali, Mohmed, Artem, Kadim
auch Hamza, Fath und Samdi warten freudig.
Die Worte finden sich im Kreisgespräch
und häufig ist die Sprache unvermörtelt.

Gedanken hüpfen, tauschen ihre Plätze.
Der Ort verändert oftmals unsre Sicht,
gleichwohl wir lernen immer voneinander.
Und mit den Klängen fremder Worte fließt
beharrlich ferne Denkart ins Begreifen.

Der Zimmerhimmel weitet sich mit Hamza,
sie malt ihr erstes Schriftbild, ihren Namen
in meiner Sprache. Setzt an Striche, Kringel,
erzählt von ihren großen Lebenswünschen.

Sie malen alle bunte, feine Häuser
aus Worten wachsen kühne Lebenssprünge.
Die Sprache ist nur Mittler fürs Verstehen,
zugleich ist sie das Wasser vieler Träume.

© llona Pagel

Euch gehören die Schlüssel

Euch gehören die Schlüssel

Erobert sich die Frau im Tschador
den Schlüssel für die Menschenwürde.
Sie wird zur Trommel, wird zum Sprachrohr,
sie sprengt das Schloss, sie nimmt die Hürde.

Auf Straßen klingen Zukunftslieder
die Wut gebiert dem Volk Rebellen.
Sie werfen fort das Eisenmieder
und werden sich dem Morgen stellen.
´
Die Lieder sind mit Blut geschrieben
und mit dem Schwarz verbrannter Schleier.
Sie zittern nicht vor Mullahs Hieben,
Versklavte werden zu Befreier.

Die Frau erobert alle Schlüssel
noch hängen sie in hohen Bäumen
und führen fort von Krug und Schüssel
erhebt euch Frauen aus den Träumen.

Befreit die Mütter von den Ketten,
denn Masha lebt in allen Frauen.
Ihr seid die Zukunft, könnt euch retten,
ihr könnt ein neues Land erbauen.

© Ilona Pagel

Mein Freund der Baum

Mein Freund der Baum

Ein Zeichen von Vertrauen in die Erde
bedeutet heute, einen Baum zu pflanzen.
Erwarte nicht, dass er dir mittags schon
den Schatten gibt und reichlich Früchte trägt.

Aus Ästen treibt ein feines Grüngewand,
es streckt nun himmelwärts die zarten Blätter.
Der Wind erwartet längst die erste Saat,
Kurier ist er und mit ihm viele Bienen.

In jedem Samen steckt ein neuer Wald,
verlass dich auf die starke Kraft der Erde.
Mein Freund, der Baum, er trägt zu Recht die Krone.
Er ist mir Lunge, liebkost und heilt die Seele.

© Ilona Pagel

Blut im Schuh

Blut im Schuh

Wund geriebene Füße.
Schuhe, die sie Jahre pflegte.

Ein Paar,
äußerlich adrett und ohne Makel,
bis an die Fesseln gebunden.

Inzwischen fühlt er sich wohl
in seinen Latschen.
Merkte nicht wie
die Schritte sich entfernten,

barfüßig
und anfingen zu laufen.

© Ilona Pagel

Unschuldig bist du

Unschuldig bist du

wie ein edler Wein,
würde der Tropfen nicht berauschen.

Wie eine blühende Rose,
verschenkte sie nicht ihren Duft.

Wie eine Amsel im Strauch,
würde sie nicht singen.

Wie ein Lagerfeuer am Strand
wären da nicht Wärme und Funken.

© Ilona Pagel

Wir haben den gleichen Weg

Wir haben den gleichen Weg

Karins kleine Reisetasche steht gepackt in einer Ecke des Schlafzimmers. Obenauf die Papiere fürs Krankenhaus.
Nachdem ihr Entschluss feststand, fühlte sie sich von tausend Kämpfen befreit. Nun gilt es Ruhe und Gelassenheit zu bewahren, so wie sie es von den stoischen Philosophen Marc Aurel und Epiktet gelernt hatte. Zu den wichtigsten Tugenden zählte, in Krisen und Nöten besonnen zu bleiben, dem Tod gelassen entgegenzusehen, seine Gefühle zu beherrschen.
Karin schaut noch einmal auf den Namen des OP-Oberarztes, Doktor Oppendorf.
Sie fühlt sich wie die chinesische Sportschützin Du Li, die vor ihrem Olympiasieg sagte, "Meine volle Konzentration, mein ganzes Ich gilt nur dem einen Ziel, nichts vermag mich zu stören oder aufzuhalten."
Bis in letzte Detail liegt ihr Plan vor ihrem inneren Auge.
Karin wählt die Nummer ihrer Freundin. "Hallo Gabi, ich nehme deine Einladung zum Medizinerball gerne an und freue mich schon. Wann soll ich bei dir sein?"
An ihrem Ohr erklingt Gabis fröhliche Stimme.
Vom Monitor des PCs leuchtet ihr das Foto des Oberarztes entgegen. Die halbe Nacht hatte sie im Netz geforscht. Fand sein Bild und Referenzen. Er scheint ein kompetenter, junger Arzt zu sein, der sein Handwerk versteht.
Ich habe ohnehin keine Wahl, denkt sie bitter. Ohne Operation bin ich in einem halben Jahr nicht mehr unter den Lebenden.
Sie versucht die auftauchenden Erinnerung vergeblich wegzudrängen. Wieder liegt sie als zwanzigjähriges Mädchen auf der Intensivstation. Erfährt vom Chirurgen, dass ihr die Eileiter entfernt wurden. Tubenkarzinom, sehr selten bei jungen Frauen, doch bei ihr rechtzeitig erkannt. Entdeckt bei einer Routineuntersuchung.
Wieder hört sie die Worte, "Sie sind jung und werden das wegstecken."

All die Jahre versuchte sie ihren Makel zu verstecken. Ging Frauen aus dem Weg, die einen Kinderwagen schoben. Ließ Männer wie heiße Kartoffeln fallen, sofern sie in ihre Zukunftspläne den Kinderwunsch einbezogen. Spielte die emanzipierte Frau, die die Männer nur zur Lustbefriedigung braucht. Kostete ihr "nicht mehr ganz Frausein können" aus. Spürte, wie sie oft von Müttern beneidet wurde. Sie schwebte viel zu oft auf hohen Schuhen nach der Stadt, sie küsste in den Bars nicht nur die Gläser tief auf den Mund.
Mehr als zehn Jahre brauchte sie, um zu sich zurückzufinden.
Karin erhebt sich mit einem Ruck. Es wird Zeit, sich auf den Abend und die letzte Nacht vor dem Klinikaufenthalt vorzubereiten.
Bei Gabi gibt es gut gekühlten Sekt zum Warmwerden. Karin ist überzeugt, sie spielt ihre Rolle als unversehrte Frau glänzend. Inzwischen ist sie sich sicher, sie wird durch Gabi auch Martin Oppendorf kennenlernen. Alles andere ist dann ein Kinderspiel.
Die beiden Frauen legen einen großen Auftritt hin. Darin sind sie mittlerweile geübt.
Karin trägt sehr hohe, weinrote, vorne gebundene Sommerstiefellettos, dazu ein hautenges schwarzes Kleid. Es dauert keine zehn Minuten und sie sind umringt von Ärzten.
Eine Stunde später tanzt Karin im Arm des Oberarztes Martin. Kurz nach Mitternacht verabschiedet sie sich mit einem Augenzwinkern von ihrer Freundin.
Als Karin mit Martin das Fest verlässt, denkt sie, alles läuft im Zeitplan.
An der Wohnungstür schaut sie Martin an. Genau diesen Schlafzimmerblick erwartete ich, denkt sie mit Genugtuung. Die Tür fällt ins Schloss und sie fallen sich in die Arme. Den ersten zarten Küssen folgen verlangende.
"Martin, was magst du trinken?" Martin lächelt, "nur noch dich, gehen wir ins Schlafzimmer?"
"Ich möchte mich nur noch frisch machen, bin gleich wieder bei dir. Magst du mir das Kleid aufmachen?" Martin öffnet es ganz sachte und berührt zärtlich Karins Brüste. Er küsst sie liebevoll auf den Hals und plötzlich, wie aus dem Nichts, sackt Karin zusammen. Sie spürt, dass Martin sie auffängt, aufs Bett legt.
"Was ist los mit dir, Karin, was habe ich falsch gemacht?" Karin möchte antworten, doch sie friert so sehr, dass ihre Zähne aufeinanderschlagen. Nach einer ganzen Weile wird Karin sich ihrer Situation gewahr. Sie sitzt eingehüllt in ihrer Bettdecke und Martin hält sie in den Armen. Es fühlt sich wunderbar an.Sie merkt, wie die Wärme in ihren Körper zurückkehrt, Martin sich vorsichtig von ihr löst.
"Jetzt willst du gehen", flüstert Karin.
"Nein, ich will dir einen Tee kochen. Der wird dir guttun."
"Ich muss mich heute festhalten“, schluchzt Karin, „morgen kann ich es nicht mehr. Morgen wirst du nur noch mein OP-Arzt sein. Ich habe die Diagnose Brustkrebs und eine Brustamputation ist zwingend nötig. Ich habe solche Angst, ich bin doch so gerne Frau gewesen."
Karin fängt den bestürzten Blick von Martin auf, der sich schnell abwendet und in Richtung Küche geht. Sie hört Geschirr klappern. Ihr ist zum Heulen zu Mute. Nichts habe ich aus meinen Schicksalsschlägen im Leben gelernt, denkt sie. Immer wieder haben Unschuldige für mein Unglück gebüßt. Ich habe mich mehr als schuldig gemacht.
Als Martin mit dem Tee ins Schlafzimmer zurückkommt, sagt Karin mit gefasster Stimme, "Ich kann verstehen, wenn ich mir jetzt einen anderen OP-Arzt suchen muss und du mich nie wiedersehen möchtest. Ich kann mich nur selbst nicht verstehen."
Martin schloss Karin fest in seine Arme.
"Ich werde dich begleiten, solange du willst. Du wirst auch danach eine Frau sein, ich verspreche es dir. Denke jetzt nicht darüber nach, geh unter die Dusche. Ich setze uns Kaffee auf. Danach nehme ich dich an die Hand. Wir haben den gleichen Weg zu gehen."

© Ilona Pagel

Limerick im Jänner 23

Limerick im Jänner 23

Ein Fräulein, sie wohnte in Plön,
empfanden die Männer als schön.
Am besten gefiel,
es war schon skurril,
sie schwatzte so herrlich obszön.

Der Hansi gedieh gut in Füssen,
er liebte das Flirten und Küssen,
er fragte stets brav,
wen küssen er darf,
als Sittich, da blieb es bei Nüssen.

Wer waren die Ritter vom Orden,
die immer nur töten und morden?
Mal schnell mit dem Pfeil
und grausam mit Beil,
dann flohen sie stets in den Norden.

Er sprengte die Bankautomaten,
das waren perfide Untaten.
Es krachte und hallt,
ein Ruf dann erschallt,
„Wir haben gerochen den Braten.“

© Ilona Pagel

Eine Bitte

Eine Bitte

Übervoll gedeckt
deine Lebenstafel
an Freude und Leid.
Warst immer Fels
Kopf und Hand.

Bitte gestehe dir
Schwäche zu.
Schreie heraus
deine Ängste,
deine Wut.

Bitte
glaube an dich
wie ich.

© Ilona Pagel
gewidmet Jacinda Ardern

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